Pressemeldungen
23.02.2001
Uschi Glas lädt Regine Hildebrandt ein -
Dortmund. "Liebe Frau Hildebrandt! Sie plädieren für aktive Sterbehilfe. Lassen Sie uns darüber reden. Ich glaube, wir können Ihnen zeigen, dass es auch anders geht." Mit viel Verständnis, aber auch vielen Gegenargumenten wendet sich Uschi Glas, Schirmherrin der Deutschen Hospiz Stiftung, jetzt in einem Brief an Regine Hildebrandt. Die krebskranke frühere brandenburgische Gesundheitsministerin (SPD) hatte sich in einem Interview für aktive Sterbehilfe eingesetzt, will aber Missbrauch ausschließen. Uschi Glas ihrerseits setzt sich seit Jahren für Hospizarbeit und Palliativmedizin als menschenwürdige Alternative zur aktiven Sterbehilfe ein und ist ebenfalls durch persönliche Erfahrungen geprägt: "Ich habe gelernt, dass man sehr viel tun kann für Lebensqualität in der letzten Zeit des Lebens: durch menschliche Zuwendung, durch moderne Schmerztherapie, durch Selbstbestimmung des Sterbenden."
Einigkeit: Immer mehr Technik und Therapien keine Lösung
Unterschied: Lebensqualität statt aktive Sterbehilfe
"Ich bewundere Ihren Mut zur Offenheit und Ihr soziales Engagement," schreibt Uschi Glas an Regine Hildebrandt und stellt fest, dass es in einer wichtigen Frage Einigkeit gibt: "So wie bisher darf es nicht weiter gehen." Schwerstkranke und Sterbende hätten im Gesundheitssystem keinen würdigen Platz. Immer mehr Technik und Therapien seien keine Lösung, Kostendruck und Sparzwang ebenso wenig. "Unser Einsatz hat die gleiche Motivation - unsere Lösungen sind leider gegensätzlich," bedauert Glas und nennt Wesensmerkmale der Hospizarbeit:
- Jeder Kranke bestimmt seine Behandlung selbst. Keine Therapie wird einfach verordnet, keiner ist ausgeliefert. Auch besondere Bedürfnisse werden erfüllt.
- Moderne Schmerztherapie sorgt für weitgehende Schmerzlinderung. Psychosoziale Betreuung ist das Mittel gegen Angst und Einsamkeit.
"Ich will das Optimale für die Sterbenden!"
"Immer wieder höre ich von tragischen Einzelfällen, bei denen ich auch den Tod als Erlösung wünschte," bekennt Uschi Glas. Die Frage sei aber, ob eine grundsätzliche gesetzliche Zulassung der Tötung Schwerstkranker nicht mehr Gefahren in sich berge. "Ich halte die Todesspritze für eine makabere und menschenunwürdige Entsorgungs-Lösung, weil sie die Missstände im Gesundheitswesen akzeptiert und nicht das Optimale für die Sterbenden herausholt." Alle 850 000 Menschen, die jährlich in Deutschland sterben, sollten ihr Lebensende würdig und selbstbestimmt erleben können - nicht nur die 30 000 Menschen, die - immerhin! - schon jetzt durch Hospizarbeit betreut werden. Schließlich weist die Schirmherrin der Stiftung auf die sicher ungewollten Gefahren bei aktiver Sterbehilfe hin:
- Die Gefahr des Missbrauchs und der Fremdbestimmung ist größer, weil auch Ärzte und Angehörige ihre eigenen Interessen vertreten
- Wer zieht die Grenzen, wer kontrolliert?
- Durch eine Legalisierung entsteht ein Druck auf die Schwerstkranken, sich für diese schnelle und einfache Lösung zu entscheiden.
- Auch bei aktiver Sterbehilfe gibt es Qualen, Leid und Folgeschäden.
Das wichtigste aber, so Uschi Glas zum Schluss: "Es geht auch anders. Das möchte ich Ihnen zeigen und lade Sie herzlich zu einem Gespräch in die Deutsche Hospiz Stiftung ein."
Uschi Glas ist die Schirmherrin der Deutschen Hospiz Stiftung, die 1996 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Diese hat 50 000 Mitglieder und Förderer und setzt sich bundesweit für den Schutz und die Selbstbestimmung von Schwerstkranken und Sterbenden ein. Die Deutsche Hospiz Stiftung betreibt das einmalige deutsche Schmerz - und Hospiztelefon, mit rund 40 000 Anrufern jährlich. Darüber hinaus betreibt sie Öffentlichkeitsarbeit für die Hospizidee und unterstützt die Hospizdienste vor Ort mit finanziellen Hilfen.