Pressemeldungen
28.10.1999
Totengedenken und Trauerbräuche im November - Stiftung regt an: Mut haben, das Trauern kreativ zu gestalten!
Konventionen regeln unser Zusammenleben, aber sie bergen auch Gefahren: Stillschweigend etablierte oder veraltete Regeln können zum starren Korsett werden, das die Menschen einengt - gerade beim Thema Tod. "Viele Trauernde fühlen sich Zwängen ausgesetzt, die sie an einer individuellen Bewältigung hindern," erklärt Diplom-Theologin Elke Simon, Grundsatzreferentin der Deutschen Hospiz Stiftung. Sie nennt Beispiele für einen ganz persönlichen Abschied vom Verstorbenen:
- Die Kleidung: Warum immer schwarz? Warum nicht die Lieblingskleidung des Verstorbenen tragen, auch wenn sie grell und auffällig ist?
- Die Musik: Warum nur leise und ruhig? Warum Vorbehalte, beim Beerdigungsgottesdienst das Lieblingslied des Toten zu spielen, nur weil es lustig und fetzig ist?
- Die Symbole: Warum nur Kerzen und Kreuze? Warum nicht Abschiedsgeschenke, Fotos, Videos, Gedichte, Geschichten, ungewöhnliche Verabschiedungsanzeigen oder die Gestaltung eines Lebensbaumes?
"Wir können kein Abschied mehr nehmen," beschreibt Simon ein gesellschaftliches Defizit. "Vorbild für den Umgang mit Gefühlen sollten nicht Klischees etwa der bunten Welt der Werbung sein, sondern lernen können wir von der Unbefangenheit, wie Kinder mit Trauer umgehen." Dann würden auch keine hochbezahlten Trauerbegleiter und -seminare benötigt.
Die Stiftung will ermutigen, die Trauer so persönlich wie möglich zu gestalten. Auch durch Rückbesinnung auf gute Traditionen - zum Beispiel die Aufbahrung eines lieben Menschen als Gelegenheit des persönlichen Abschieds. So individuell jedes Leben ist, so individuell darf auch jeder Abschied sein - ein selbstverständlicher Grundsatz in der Hospizarbeit. Sie hilft, den eigenen Weg der Trauer so zu gestalten, wie er den Menschen am besten hilft.
November - der Gedenkmonat: Allerheiligen, Volkstrauertag, und Totensonntag sind Tage der Erinnerung und auch der Trauer. Bezeichnend, dass in diesen Tagen auch mehr Menschen sterben, als zu anderen Zeiten im Jahreslauf.
"Die Trauer darf weder verfinstert noch durch schönen Schein aufgelöst werden. Hier haben die Rituale ihren Platz, die die Form des Erinnerns, den Umgang mit den Verstorbenen regeln, aber eben nicht zum Zwang werden sollen," beschreibt Elke Simon die Situation. "Viele kennen das Gefühl, dass die Welt über einem zusammen zu brechen scheint und auch die Begegnung mit vertrauten Menschen eher verunsichert," erinnert sich Simon an zahlreiche Gespräche am Schmerz- und Hospiztelefon der Stiftung. "Hier schaffen hilfreiche Rituale Ordnung und bringen Sicherheit und Ruhe in unüberschaubare Lebensprozesse."