Pressemeldungen

21.08.2014

Suizid-Tourismus: Der Sog des schweizer Angebots steigert die Nachfrage

Einer Studie im britischen Journal of Medical Ethics zufolge verdoppelte sich die Zahl der Menschen, die in den vergangenen vier Jahren Sterbehilfe in der Schweiz in Anspruch nahmen. Dazu erklärt der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch:

Berlin. „Nicht Menschen, deren Tod unmittelbar bevorsteht, fahren in die Schweiz. Auch nicht Patienten, denen die Palliativmedizin nicht mehr helfen kann, nehmen die organisierte Suizidbeihilfe in Anspruch. Hauptsächlich sind es Patienten mit neurologischen Erkrankungen, die den Weg in den schnellen Tod wählen. Diese Menschen hätten teilsweise noch Jahre Lebenszeit vor sich. Damit zeigt die Studie: Offenbar hat der Suizid-Sog ganz andere Ursachen als die Befürworter der organisierten Suizidbeihilfe mit drastischen Krankheitsbildern glauben machen wollen. Vielmehr sind es die Angst vor Fremdbestimmung, Abhängigkeit und Pflegebedürftigkeit, die die Menschen in den Suizid treiben.

Angebot schafft Nachfrage: Die Suizidbeihilfe wird nicht nur in der Schweiz immer häufiger genutzt. Auch in Deutschland werben Organisationen und Einzelanbieter mit 155 Begleitungen zur Selbsttötung im vergangenen Jahr. In 2014 wird diese Zahl hierzulande noch steigen. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert den Deutschen Bundestag auf, die geschäftsmäßige und organisierte Suizidbeihilfe unter Strafe zu stellen. Dabei soll an der bewährten Praxis festgehalten werden, wonach Suizid und Suizidbeihilfe grundsätzlich straffrei bleiben. Allein ein Verbot der gewerblichen Suizidbeihilfe, wie von der ehemaligen christlich-liberalen Koalition vorgelegt, reicht nicht aus. Das Beispiel Schweiz zeigt: Obwohl dort die Suizidbeihilfe aus selbstsüchtigen Gründen unter Strafe steht und Geld fließt, ist den Organisationen nicht beizukommen.“


Hintergrund
Die gemeinnützige Deutsche Stiftung Patientenschutz ist die Sprecherin der schwerstkranken, schwerstpflegebedürftigen und sterbenden Menschen. Zur Wahrung der Unabhängigkeit verzichtet sie auf Gelder der Leistungserbringer, Krankenkassen und der öffentlichen Hand. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen ihrer 55.000 Mitglieder und Förderer. Mit dem Patientenschutztelefon bietet sie Hilfesuchenden und Betroffenen praktische Unterstützung bei Fragen rund um das Pflegerecht, Pflegeeinstufungen und Pflegemissstände. Ebenso hilft sie bei der Durchsetzung des Anspruchs auf Palliative Care und Sterbebegleitung, bietet Beratungen und Umsetzung von Patientenverfügungen sowie Hilfe beim Krankenkassenwechsel an. Sie hieß früher Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung.