Pressemeldungen
26.04.2012
Pflegereform ist eine morsche Brücke mit neuem Anstrich - Pflegebedürftige sind Verlierer im Verteilungskampf
Zu der heutigen ersten Beratung der Pflegereform im Bundestag, erklärt der Geschäftsführende Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch, in Berlin:
„Es waren nicht die pflegebedürftigen Menschen, die den Koalitionsvertrag geschrieben haben. Vielmehr war es die schwarz-gelbe Bundesregierung 2009, die die Ziele der Pflegereform formuliert hat. Ein neuer Pflegebegriff sollte geschaffen werden, der endlich Menschen mit demenzieller Erkrankung bedürfnisorientiert unterstützt. Zukunftsfähigkeit der Pflege, Generationengerechtigkeit, Attraktivität im Pflegeberuf, das sollten die Meilensteine sein. Wenn der Regierungskoalition jetzt die Pflegereform um die Ohren gehauen wird, dann sind dafür nicht die Kritiker verantwortlich, sondern die Bundesregierung selbst. Denn die Blaupausen für die Zukunftssicherung einer menschenwürdigen Pflege liegen seit 2008 im Bundesgesundheitsministerium. Stattdessen erhält eine morsche Brücke einen neuen Anstrich. Obwohl mehr als 70 Prozent der jährlich ausgegebenen 278 Milliarden Euro Gesundheitskosten für Menschen in den letzten drei Lebensjahren aufgewandt werden, kommt für die Grundversorgung der pflegebedürftigen Menschen mit 20 Milliarden Euro fast nichts an. Der Grund ist klar: Mit maximaler Therapie wird Geld verdient - Begleitung, Zuwendung und Hilfe bringen nichts. Aber genau für dieses Problem sollte die Pflegereform eine Antwort liefern. Im Verteilungskampf der Ressourcen sind Pflegebedürftige die Verlierer. Die Verantwortung dafür tragen Philipp Rösler und Daniel Bahr, die als Gesundheitsminister den Koalitionsvertrag umsetzen sollten. Beiden ist es nicht gelungen, für ein Zukunftskonzept in der Pflege Mehrheiten zu organisieren.“
Hintergrund
Die gemeinnützige und unabhängige Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung ist die Sprecherin der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55.000 Mitgliedern und Förderern und unterhält das bundesweit einzigartige Patientenschutztelefon sowie die Schiedsstelle Patientenverfügung.