Pressemeldungen
01.11.2004
Nur Feiern statt Trauern macht krank
Berlin. Tod und Sterben bleiben ein Tabu in Deutschland. „Die Menschen feiern lieber Halloween, anstatt sich mit Trauer oder auch dem eigenen Tod auseinander zu setzen“, so Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung. „Man kann von einer regelrechten Flucht vor Trauer sprechen. Im Gegenzug nimmt die Zahl der psychisch Kranken zu: Die weggedrückten Gefühle äußern sich dann in einer Depression.“ Eine Ursache des Problems ist laut Brysch, dass viele Menschen ihre Trauer nicht mehr artikulieren. „In einer Spaßgesellschaft haben Trauer und Schmerz keinen Raum. Das rächt sich: Immer mehr Menschen vereinsamen seelisch. Menschen müssen trauern, damit sie nicht krank werden.“
Anzahl der anonymen Bestattungen steigt
Allein in Berlin wird nahezu jeder zweite Verstorbene anonym beigesetzt. Die Zahl der Feuerbestattungen steigt stetig. „Wir brauchen aber Abschiedsrituale genauso wie einen Platz, an dem Nahestehende ihre Trauer leben können“, sagt Brysch. „Wir brauchen die Konfrontation mit dem Tod. Das Erinnern an die eigene Endlichkeit kann unsere Lebensqualität intensivieren. Denn auf diese Weise wird uns wieder klar, was wichtig ist und was nicht.“ Die Deutsche Hospiz Stiftung setzt sich dafür ein, dass die individuelle Trauer eine Lobby bekommt. Die Gedenktage im November – Allerheiligen, Volkstrauertag und Totensonntag – erinnern an die Verstorbenen und sollten entsprechend genutzt werden.
Hintergrund
Die gemeinnützige und unabhängige Deutsche Hospiz Stiftung ist die Patientenschutzorganisation der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55 000 Mitgliedern und Förderern. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen DZI hat der Stiftung sein Spendensiegel verliehen, das Markenzeichen seriöser Spenden sammelnder Organisationen. Schirmherrin der Stiftung ist die Schauspielerin Uschi Glas.