Pressemeldungen

11.10.2001

München: Missstände in der Sterbebegleitung

München. "Ich hätte gern eine Vermittlung von billigen Pflegekräften aus Tschechien." Alessandra Corti war zunächst sprachlos. Seit einem Monat berät die examinierte Krankenschwester und Diplom-Soziologin Ratsuchende im neuen Informationsbüro München der Deutschen Hospiz Stiftung (Tel. 089 / 20 20 810). Solche Anliegen gehören zum Alltag. "Die Missstände in der Sterbebegleitung sind unerträglich", weiß Corti. Sie hat Verständnis, wenn Betroffene sich nicht anders zu helfen wissen und für eine 24-Stunden-Pflege Sterbender sogar auf ungeschulte Pflegekräfte zu Dumpinglöhnen zurückgreifen.
Denn rein rechnerisch stehen zwar im deutschen Gesundheitssystem 330.000 DM für jeden Sterbenden zur Verfügung. "Der spürt davon aber nichts", so Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand der Patientenschutz-Organisation, "weil das Geld falsch ausgegeben wird". Brysch weiter: "Die Politik scheut den radikalen Umbau zugunsten der Schwächsten." Die Stiftung will es daher nicht mit Appellen bewenden lassen, sondern macht drei konkrete Vorschläge.

Deutsche Hospiz Stiftung fordert:
Aktions-Fonds und Runder Tisch für Menschenwürde

- Aktions-Fonds für menschenwürdiges Sterben
Bei Sterbenden ohne Aussicht auf Heilung soll statt teurer Apparatemedizin die bessere, professionelle und menschenwürdige Begleitung im Sinne der Hospizarbeit verpflichtend werden. Die eingesparten Kosten fließen in den Aktions-Fonds und finanzieren den Aufbau neuer, ganzheitlicher Strukturen der Sterbebegleitung. Wer die Pflicht missachtet, muss Strafe in Höhe des verschwendeten Geldes in den Fonds zahlen.

- Netzwerk für Menschenwürde
Dieses neue Netzwerk für qualifizierte palliative Sorge mit pflegerischer und ärztlicher Begleitung ergänzt die ehrenamtliche Betreuung durch die existierenden Hospizdienste. Palliativmedizin ist moderne, umfassende Schmerztherapie mit Linderung quälender Begleiterscheinungen.

- Runder Tisch für Menschenwürde
Hier will die Stiftung die Akteure zum Handeln zwingen. "Menschenwürde für alle heißt der Auftrag. Das soll keine neue Vertagungs-Runde für Politiker werden", benennt Brysch die Ziele. Auch das neue Fallpauschalensystem für Krankenhäuser ermöglicht nicht individuelle Begleitung, sondern ist eine Schubladen-Lösung, die den Sterbenden nicht hilft.

Die gemeinnützige und unabhängige Deutsche Hospiz Stiftung setzt sich auch mit ihrem neuen Informationsbüro in München für die Rechte der Schwerstkranken und Sterbenden ein. Sie hat 50.000 Förderer und Mitglieder.