Pressemeldungen

12.07.2004

Millionen wünschen sich einen Tod wie Inge Meysel

Berlin. „Gut begleitet zu Hause sterben. So, wie Inge Meysel ihre letzten Wochen und Monate verbracht hat, wünschen es sich Millionen Deutsche. Aber das derzeitige Gesundheitssystem schürt das Sterben im Zwei-Klassensystem“, so Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung. Die Schauspielerin war am Samstag in Hamburg pflegebedürftig und verwirrt gestorben. Rund um die Uhr war sie von professionellen Pflegekräften betreut worden. „Im Normalfall sieht es so aus: Patienten werden in ihren letzten Wochen und Monaten zwischen Krankenhaus und Pflegeheim hin- und hergeschoben. Kaum ein Patient erhält die Chance, zu Hause umfassend und professionell begleitet zu werden. Eine Umverteilung im Gesundheitssystem würde es allen Menschen möglich machen, dort zu sterben, wo sie es wünschen.“ Derzeit stirbt nur jeder zehnte Patient zu Hause. „Inge Meysel macht es uns vor: Eine gute Versorgung bis zuletzt lässt jeden Wunsch nach der Legalisierung von Tötung auf Verlangen verstummen.“

Galionsfigur der Euthanasie wählt den natürlichen Tod

„Selbstbestimmt zu sterben heißt vor allem, seine letzten Wochen und Monate nach den eigenen Wünschen zu gestalten. Eine Todespille aber bedeutet das Ende der Selbstbestimmung.“ Seit 20 Jahren setzte sich die Schauspielerin für die Legalisierung der Tötung auf Verlangen ein. Sie hatte sich öffentlich geäußert, dass sie jederzeit eine Zyankali-Kapsel bei sich trage. Sie wolle Selbstmord begehen, wenn sie an einer unheilbaren Krankheit leide. „Der Krankheitsverlauf von Altersdemenz war Inge Meysel klar. Hätte sie Ernst gemacht mit dem Wunsch, sich selbst zu töten, hätte sie das jederzeit tun können“, sagt Brysch. „So ist ihr Verhalten eine klare Absage an die Todespille.“ Studien belegen, dass die Mehrheit der Deutschen die Legalisierung der Tötung auf Verlangen ablehnt. „Je näher das eigene Ende rückt, desto ferner ist der Gedanke an die Euthanasie.“

Hintergrund

Die gemeinnützige und unabhängige Deutsche Hospiz Stiftung ist die Patientenschutzorganisation der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55 000 Mitgliedern und Förderern. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen DZI hat der Stiftung sein Spendensiegel verliehen, das Markenzeichen seriöser spendensammelnder Organisationen. Schirmherrin der Stiftung ist die Schauspielerin Uschi Glas.