Pressemeldungen
25.05.2001
Medizinischer Dienst bestätigt skandalöse Pflege - Deutsche Hospiz Stiftung nicht nur in der Woche für das Leben aktiv
Dortmund. "Strukturelle Defizite in der Pflege" bemängelt der Medizinische Dienst der Krankenkassen in einer Stellungnahme. "Seit BSE achten wir Deutschen verstärkt auf eine artgerechte Tierhaltung. Alte und kranke Menschen aber müssen hier jämmerlich dahinsiechen", empört sich Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung. Die Stiftung mit Sitz in Dortmund kämpft für die Interessen der Schwerstkranken und Sterbenden, und zwar nicht nur in der Woche für das Leben, die Samstag (26.5.) endet. Sie setzt sich für Menschen ein, die sich selbst nicht mehr wehren können. Deren Ohnmacht wird allzu oft ausgenutzt. Brysch: "Es ist ein Skandal, dass Menschen nur deswegen per Magensonde ernährt werden, weil die Zeit fehlt, ihnen beim Essen zu helfen." Auch Festbinden am Bett müsste nicht sein, wenn es genügend Personal gäbe, das qualifiziert und engagiert ist. "Ob beim Gang auf die Toilette oder beim Spaziergang auf wackligen Beinen - ohne ausreichende Hilfe werden besonders die alten Menschen erst zu Kranken und schließlich sogar zu abhängigen Schwerstkranken." Deshalb fordert die Deutsche Hospiz Stiftung eine Kehrtwende des Gesundheitssystems: hin zum Patienten.
Greenpeace für Sterbende
Der Medizinische Dienst bestätigt die Kritik der Deutschen Hospiz Stiftung und fordert "externe Qualitätsprüfungen, um Pflegebedürftige zu schützen". Von schlimmen Zuständen bei der Pflege berichten viele Anrufer der Stiftung am Schmerz- und Hospiztelefon unter der Nummer 02 31 / 73 80 7-30. Monika Schweihoff, Ärztin der Deutschen Hospiz Stiftung: "Schwerstkranke bekommen nicht genug zu essen und zu trinken. Sie erhalten falsche Medikamente und häufig viel zu früh Windeln, die außerdem oft unangemessen lange nicht gewechselt werden." Sogar von unzulässiger Freiheitsberaubung berichten Anrufer.
Die Deutsche Hospiz Stiftung plant eine Studie zu den Zuständen in der Pflege. Mit ihren 50 000 Mitgliedern und Förderern kämpft sie als "Greenpeace für Sterbende" für menschenwürdige Bedingungen überall dort, wo gestorben wird. Zurzeit werden in Deutschland nur etwa 30 000 Menschen pro Jahr von einem Hospizdienst betreut. Doch Jahr für Jahr sterben 850 000. Ob in Pflege- oder Altenheimen, Krankenhäusern oder Zuhause - menschenwürdiges Sterben muss überall möglich sein. Dann verstummt auch der Ruf nach aktiver Sterbehilfe.