Pressemeldungen
24.08.2000
Jahr für Jahr sterben mehr Krebspatienten unter Qualen - Schmerzmediziner beklagt Kardinalfehler
Dortmund. "Wenn die medizinische Behandlung in Deutschland nicht endlich verbessert wird, werden jedes Jahr mehr Menschen qualvoll sterben." Darauf weist Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung, hin. Es gibt immer mehr Krebspatienten, pro Tag sind es 1000 Neuerkrankungen, davon 55 Prozent nicht heilbar. Von den jährlich über 200 000 Menschen, die an Krebs sterben, haben mehr als zwei Drittel während ihres letzten Lebensjahres zum Teil unerträgliche Schmerzen. "In der Schmerztherapie werden Kardinalfehler begangen", so Professor Eberhard Klaschik, Palliativmediziner und Stiftungsratsmitglied der Deutschen Hospiz Stiftung. Dabei gibt es fast immer Möglichkeiten, die letzte Lebensphase menschenwürdig zu gestalten- durch Palliativmedizin, die moderne medizinische Schmerztherapie.
Deutsche Hospiz Stiftung fordert Abhilfe
"Leider kennen sich viele Ärzte und Pfleger nicht darin aus", bemängelt Stiftungsrat Klaschik. Hintergrund sind sowohl Mängel in der Ausbildung, als auch in der Fortbildung. Die Deutsche Hospiz Stiftung mit Sitz in Dortmund fordert seit Jahren Abhilfe. Bei ihrem Schmerz- und Hospiztelefon unter der Nummer 02 31 / 73 80 73-0 erkundigen sich immer mehr Betroffene nach Behandlungsmöglichkeiten. Sie bekommen dort Adressen von Schmerztherapeuten und Hospizdiensten in ihrer Nähe. Viele informieren sich auch über Patientenverfügungen, für den Fall, dass sie sich eines Tages nicht mehr selbst äußern können. Mit der Medizinischen Patientenanwaltschaft - der rechtlich abgesicherten Patientenverfügung - können sie auch eine angemessene Schmerztherapie einfordern.
Nur jeder vierte Schmerzpatient angemessen versorgt
Klaschik: "Schmerzen lassen sich fast immer in den Griff bekommen, wenn man sich mit stark wirksamen Opioiden wie Morphium auskennt." Er fordert qualifizierte Palliativdienste in ganz Deutschland und eine bessere Aus- und Fortbildung, insbesondere an Universitäten und Krankenpflegeschulen. Klaschik spricht von einem "eklatanten Mangel in der Versorgung unheilbar Kranker". In Deutschland gibt es nur 13 Palliativ- und Hospizbetten pro Million Einwohner. "Damit ist der Bedarf nur zu einem Viertel gedeckt."