Pressemeldungen

08.11.2002

Für Schwerstkranke ist jetzt

Brüssel / Dortmund. Nahezu unbemerkt hat der belgische Senat vor wenigen Tagen einem Euthanasiegesetz zugestimmt (44 ja, 23 nein, 2 Enthaltungen). Nun muss es nur noch die Kammer passieren - in der Regel eine reine Formsache. Mit dem neuen Gesetz folgen die Belgier den Niederländern, bei denen bereits seit April Ähnliches gilt. Wie die Deutsche Hospiz Stiftung erfuhr, hat der Senat bereits am 26. Oktober unbeachtet von der Öffentlichkeit den Weg für eine Lizenz zum Töten geebnet. An diesem Tag war das beherrschende Thema der Nachwuchs des belgischen Thronfolgers: Prinzessin Elisabeth.

Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung: "Wieder glauben Politiker, einen Pflege- und Sterbenotstand durch ein Euthanasie-Gesetz lösen zu können." Nötig wäre stattdessen der schnelle Ausbau von Hospizarbeit und Palliativmedizin - die moderne und umfassende Schmerztherapie mit Linderung quälender Begleiterscheinungen. Brysch: "Das Gesundheitssystem in ganz Europa muss grundsätzlich reformiert werden." Gesetze zum Töten in einzelnen Ländern führen zur Aushöhlung grundlegender Werte wie Selbstbestimmung und Menschenwürde. Dieser Zerreißprobe muss sich die Bundesregierung stellen. "Der Bundeskanzler ist aufgefordert, sich eindeutig gegen aktive Sterbehilfe einzusetzen - vor allem im Hinblick auf eine gemeinsame europäische Verfassung."

Lebensqualität statt "Endlösung"

Die Deutsche Hospiz Stiftung mit Sitz in Dortmund setzt sich dafür ein, dass das Gesundheitssystem endlich den Patienten als seinen Dreh- und Angelpunkt begreift. Dabei geht es nicht um mehr Geld, sondern nur darum, das vorhandene besser zu verteilen. In den letzten eineinhalb Lebensjahren entstehen etwa 70 Prozent der Krankheitskosten. Leider ist es für Patienten meist einfacher, die x-te Chemotherapie oder Operation zu bekommen als Palliativmedizin und qualifizierte Hospizarbeit. Schwerstkranke können - begleitet von qualifizierter Hospizarbeit - ihre letzte Lebensphase in Würde verbringen. Wenn diese Möglichkeiten bekannt sind, entscheiden sich die meisten Menschen gegen aktive Sterbehilfe als "Endlösung". Das ergab eine Studie des Emnid-Instituts im Auftrag der Deutschen Hospiz Stiftung.

Die gemeinnützige und unabhängige Deutsche Hospiz Stiftung ist Sprachrohr der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie hat 50 000 Förderer und Mitglieder.