Pressemeldungen
24.03.2005
Fälle wie Schiavo gibt es auch bei uns
Berlin. „Wer behauptet, ein Schiavo-Fall sei in Deutschland nicht möglich, kennt sich in der gegenwärtigen Rechtsprechung nicht aus. In Deutschland ist bereits künstliche Ernährung einer schwerstkranken Patientin eingestellt worden, ohne dass sie sich jemals eindeutig dazu geäußert hat.“, sagt Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung. Brysch bezieht sich auf einen Beschluss des Amtsgerichtes Offenbach. Eine alte Dame war schwer verwirrt, lag nach einer Hirnblutung im Krankenhaus und befand sich in einem komatösen Zustand. Das Amtsgericht hielt es für „unwahrscheinlich“, dass sich ihr Zustand noch einmal verbessere. Sie hatte keine schriftliche Patientenverfügung verfasst. Sieben Jahre lang wurde sie künstlich ernährt, bis ihr Ehemann das Einstellen der Ernährung beantragte. Das Amtsgericht befragte den Hausarzt der Patientin: Er vertrat die Ansicht, dass sie so nicht hätte weiterleben wollen. Das Gericht beschloss daraufhin, dass es dem aktuellen Willen der Frau entspricht zu sterben und stimmte dem Abbruch der lebenserhaltenden Maßnahmen zu.
Verunsicherung bei Vormundschaftsrichtern ist groß
„Dieser Fall zeigt, wie gefährlich es ist, wenn Vormundschaftsrichter ihre persönliche Vorstellung von einem würdevollen Leben auf das der Patienten übertragen“, sagt Brysch. Die Patientenschutzorganisation der Schwerstkranken und Sterbenden fordert, dass Vormundschaftsrichter für solche Verfahren speziell vorbereitet und fortgebildet werden. „Wenn die Aus- und Weiterbildung der Juristen in ethischen Fragen nicht weiter gefördert wird, wird auch ein neues Gesetz die Situation der Schwerstkranken und Sterbenden nicht verbessern. Zudem zeigt dieser Fall, wie wichtig eine konkrete und aussagekräftige schriftliche Patientenverfügung ist.“
Hintergrund
Die gemeinnützige und unabhängige Deutsche Hospiz Stiftung ist die Patientenschutzorganisation der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55 000 Mitgliedern und Förderern. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen DZI hat der Stiftung sein Spendensiegel verliehen, das Markenzeichen seriöser Spenden sammelnder Organisationen. Schirmherrin der Stiftung ist die Schauspielerin Uschi Glas.