Pressemeldungen
03.01.2012
Fallpauschalen sind Ursache für unnötige Klinikaufenthalte. Diskussion über die Schließung von Krankenhäusern verpufft ohne Ergebnis.
Berlin. „Ohne einen grundsätzlichen Wandel im Versorgungssystem verpufft die Debatte über die Schließung von Krankenhäusern ohne Ergebnis. Aus Angst vor den Lobbyisten fehlt dafür allen Gesundheitspolitikern aber der Gestaltungswille“, erklärt der Geschäftsführende Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch. „In Deutschland wurden Krankenhausbetten abgebaut. Dennoch ist es das Land mit den meisten Betten pro Kopf. Und jedes Jahr verkünden die Statistiker, dass immer mehr Patienten dort behandelt werden. Tatsächlich sind es aber nicht mehr Menschen, sondern mehr Behandlungen pro Patient“, erläutert der Patientenschützer. Es sei bekannt, dass Menschen im letzten Lebensjahr bis zu fünfmal zwischen Krankenhaus und Pflegeheim oder zu Hause hin und her geschoben werden. Die Politik wollte mit der Abschaffung der Tagessätze im Krankenhaus mehr wirtschaftliche Effizienz schaffen. Das heutige System honoriert nun nur noch die Behandlung für eine Krankheit pauschal. Bleibt ein Patient länger im Krankenhaus, verdient die Einrichtung weniger. Bei Menschen, die im Alter bis zu zwölf verschiedene Krankheiten haben, führt das zu einem ineffizienten Verschiebebahnhof für den Betroffenen. Die ganzheitliche Versorgung geht verloren. Durch immer wieder neue Aufnahmen der gleichen Patienten werden aber die Erträge der Krankenhäuser gesteigert. „Schon heute gibt es in den Krankenhäusern Spezialisten, die darauf achten, wie sie die Patienten am besten abrechnen, aber nicht wie sie diese optimal behandeln können. Selbst Prämienzahlungen für einweisende Ärzte kommen vor“, meint Brysch. Die Patientenschützer fordern eine Abkehr von diesem System. „Deshalb brauchen wir mehr kompetente Pflege und medizinisches Know-how dort, wo die Menschen leben.“ Brysch konkretisiert: „Die ambulante Pflege muss ausgebaut und Ergebnisqualität honoriert werden. Zusätzlich sind Hausärzte speziell für geriatrische Patienten nötig und jedes Pflegeheim sollte einen fest angestellten Arzt beschäftigen.“
Hintergrund
Die gemeinnützige und unabhängige Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung ist die Sprecherin der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55.000 Mitgliedern und Förderern und unterhält das bundesweit einzigartige Patientenschutztelefon sowie die Schiedsstelle Patientenverfügung.