Pressemeldungen

31.05.2001

Deutsche Hospiz Stiftung kritisiert: Schnecken sind schneller - Politik verschläft das Thema Sterben

Berlin / Dortmund. Der Bundestag debattiert gerade über Ethik in der Gentechnik - und verschläft dabei das Thema, das jeden betrifft: Ethik im Sterben. "Bis heute hat sich auch die neue Gesundheitsministerin nicht für menschenwürdiges Sterben eingesetzt", kritisiert Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung (Dortmund). "Politik ist eine Schnecke", sagte Klaus Kirschner, der Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses, diese Woche in der Talk-Show "Vorsicht! Friedmann". Dazu Brysch: "Die deutsche Politik hat es in Jahrzehnten nicht geschafft, für menschenwürdiges Sterben zu sorgen. Selbst Schnecken sind schneller." Moderne Technik hat schon längst humanes Sterben überholt. Politik, Ärzte, Krankenkassen, Träger von Gesundheits-Einrichtungen, Wohlfahrtsverbände und Kirchen schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu. Brysch. "Statt die Sterbehilfe gesetzlich zu regeln, sollten die Akteure des Gesundheitswesens endlich ihre Hausaufgaben machen." Jeder Schwerstkranke und Sterbende hat ein verfassungsmäßiges Recht auf Würde. Dazu gehört die optimale Betreuung durch Hospizarbeit und Pallativmedizin - die moderne, umfassende Schmerztherapie.

Greenpeace für Sterbende

Die Deutsche Hospiz Stiftung kämpft mit ihren 50 000 Mitgliedern und Förderern als "Greenpeace für Sterbende" für menschenwürdige Bedingungen überall dort, wo gestorben wird. Zurzeit werden in Deutschland nur etwa 30 000 Menschen pro Jahr von einem Hospizdienst betreut. Doch Jahr für Jahr sterben 850 000. Ob in Pflege- oder Altenheimen, Krankenhäusern oder Zuhause - menschenwürdiges Sterben muss überall möglich sein. Der Ruf nach aktiver Sterbehilfe ist der Offenbarungseid der Politik.