Pressemeldungen
25.03.2004
Deutsche Hospiz Stiftung erfreut: Tötungslizenz abgelehnt
Paris/Berlin. Der Europarat lehnt das Töten auf Verlangen weiterhin ab. Dem Sozialausschuss des Rats lag ein entsprechender Entwurf des Schweizers Dick Marty vor, der aktive Sterbehilfe europaweit empfehlen sollte. Diesen Entwurf wird der Sozialausschuss so vorerst nicht empfehlen. Eine europaweite Legalisierung der aktiven Sterbehilfe hätte den Tod von 100 000 Menschen bedeutet. Etwa ein Viertel davon wären fremdbestimmt getötet worden. „Dieser Schritt rettet 100 000 Menschen das Leben“, sagt Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung. Denn die Entscheidung zur aktiven Sterbehilfe kann verschiedenste Gründe haben: materielle Interessen, Kostendruck, Belegsituationen in Krankenhäusern und Pflegeheimen, falsches Mitleid, Überforderung der Angehörigen.
Was ist denn Töten, was Nicht-Töten?
„Niemand darf über das Leben und den Tod eines anderen Menschen richten,“ sagt Brysch. In den Niederlanden ist die aktive Sterbehilfe bereits legalisiert. Den neuesten Studien zufolge werden dort bereits jährlich 900 Menschen getötet, obwohl sie dies nicht verlangt haben. „Wir dürfen nicht zulassen, dass schwerstkranke und sterbende Menschen sich für ihr Dasein rechtfertigen müssen. Jeder hat ein Recht auf umfassende Begleitung. Diese erhalten in Deutschland nur 2,1 % der Schwerstkranken“, so Brysch.
Im Vorfeld der Entscheidung des Sozialausschusses hatte es heftige Proteste aus vielen europäischen Mitgliedsstaaten gegeben. Außerdem waren mehrere Änderungsvorschläge zum Marty-Papier eingereicht worden, die die europaweite Legalisierung der aktiven Sterbehilfe entschieden ablehnten. Diese Änderungsvorschläge werden nun diskutiert. „Fragwürdig bleibt bei der ganzen Diskussion um Sterbehilfe, wie man einen Kompromiss finden kann zwischen Töten und Nicht-Töten. Das klingt nach der Quadratur der Kreises,“ sagt Eugen Brysch.
Hintergrund
Die gemeinnützige und unabhängige Deutsche Hospiz Stiftung ist die Patientenschutzorganisation der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55 000 Mitgliedern und Förderern. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen DZI hat der Stiftung sein Spendensiegel verliehen, das Markenzeichen seriöser spendensammelnder Organisationen. Schirmherrin der Stiftung ist die Schauspielerin Uschi Glas.