Pressemeldungen

21.09.2006

Deutsche Hospiz Stiftung: Juristentag entscheidet an Bedürfnissen Schwerstkranker und Sterbender vorbei

Stuttgart. Der Gesetzgeber sollte sich die am heutigen Donnerstag gefassten Beschlüsse des 66. Deutschen Juristentages zur Änderung des Strafrechts nicht zu Eigen machen. Nach Auffassung der Deutschen Hospiz Stiftung genügen diese in weiten Teilen nicht den Anforderungen an professionelle Begleitung und gehen so an den Bedürfnissen schwerstkranker Menschen, darunter eine wachsende Zahl dementiell erkrankter Patienten, vorbei. Das verfassungsrechtlich gebotene Gleichgewicht zwischen Selbstbestimmung und gesellschaftlicher Fürsorge wird aus Sicht der Patientenschutzorganisation für Schwerstkranke und Sterbende nicht beachtet.

„Wir erleben täglich, dass alten, kranken und sterbenden Menschen eine bedarfsgerechte Versorgung vorenthalten wird“, verdeutlicht der Geschäftsführende Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung, Eugen Brysch. Dagegen unterstellt die Diskussion auf dem Juristentag, dass in Krankenhäusern und Pflegeheimen nur noch „mumifizierte“ Patienten verwahrt würden, die von Ärzten aus Angst vor strafrechtlicher Verfolgung erbarmungslos übertherapiert würden. „Die Empfehlungen des Juristentages zur Strafrechtsänderung helfen dem Gesetzgeber nicht weiter, weil sie die Wirklichkeit verzerrt widerspiegeln“, so Brysch.

Zurück bleibt der Eindruck, dass die auf dem Podium vertretenen Juristen die Autonomie der Patienten in einem starren Behandlungsverzicht erfüllt sehen. Autonomie ist aber nur dann möglich, wenn sowohl die pflegerische als auch die medizinische Versorgung hochprofessionelle Angebote umfasst.

Hintergrund

In diesem Jahr erinnert die gemeinnützige und unabhängige Deutsche Hospiz Stiftung an ihr 10-jähriges Bestehen. Sie ist die Patientenschutzorganisation für Schwerstkranke und Sterbende. Die Deutsche Hospiz Stiftung finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55 000 Mitgliedern und Förderern. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen DZI hat der Stiftung sein Spendensiegel verliehen, das Markenzeichen seriöser Spenden sammelnder Organisationen. Schirmherrin der Stiftung ist die Schauspielerin Uschi Glas.