Pressemeldungen
14.03.2018
Sofortprogramm: Bundesregierung muss Situation Pflegebedürftiger jetzt verbessern
Zum heute vorgestellten 100-Tage-Sofortprogramm für Pflegebedürftige erklärt der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch:
„Pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen brauchen schnelle Hilfe von der neuen Bundesregierung. Gefordert ist jetzt ein 100-Tage-Sofortprogramm für Pflegebedürftige. So explodieren gerade an vielen Orten die Kosten für Pflegeheimbewohner. Hier ist eine sofortige Entlastung notwendig, damit diese Menschen nicht in die Sozialhilfe rutschen. Dazu müssen die Leistungen für die Pflegegrade 2 und 3 umgehend angehoben werden. Betroffene wurden durch die Pflegereform schlechter gestellt. Per Gesetz müssen zudem die Zahlungen der Pflegeversicherung um 500 Euro pro Monat für jeden Versicherten erhöht werden, der professionelle ambulante oder stationäre Pflege in Anspruch nimmt. Darüber hinaus gilt es, die Sterbebegleitung in Pflegeeinrichtungen schnellstmöglich zu verbessern. Dazu muss endlich ein Rechtsanspruch auf Hospizleistungen für die jährlich 340.000 Sterbenden in Pflegeheimen festgeschrieben werden.
Zuhause nehmen 70 Prozent der Berechtigten den Entlastungsbetrag von monatlich 125 Euro für hauswirtschaftliche Hilfe nicht in Anspruch. Es fehlt an professionellen Anbietern. Auch ist das Verfahren ein bürokratisches Monster. Gerade die Menschen im neuen Pflegegrad 1 sind zutiefst enttäuscht, da die Versicherung nur diese Leistung bereithält. Wir brauchen also mehr Anbieter und zusätzlich Minijobber für hauswirtschaftliche Dienste wie Putzen, Einkaufen oder Spaziergänge. Das entlastet pflegende Angehörige sofort. Über diesen größten Pflegedienst Deutschlands wird viel geredet, aber es kommt kaum was an. Für Berufstätige, die daheim einen Menschen pflegen, ist die gesetzliche Pflegezeit eine Luftbuchung. Das zeigen die 181 Darlehen im letzten Jahr. Es braucht in den ersten 100 Tagen ein Gesetzentwurf, der das ändert. Denn Beruf und Pflege lassen sich nur dann vereinbaren, wenn es für pflegende Angehörige eine staatlich finanzierte Lohnersatzleistung ähnlich dem Elterngeld gibt. Jens Spahn ist also gefordert, sich ganz in den Dienst als Gesundheitsminister zu stellen. Mit dem 100-Tage-Sofortprogramm für Pflegebedürftige kann es das sofort beweisen.“
Hintergrund
Die gemeinnützige Deutsche Stiftung Patientenschutz ist die Sprecherin der schwerstkranken, schwerstpflegebedürftigen und sterbenden Menschen. Zur Wahrung der Unabhängigkeit verzichtet sie auf Gelder der Leistungserbringer, Krankenkassen und der öffentlichen Hand. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen ihrer 55.000 Mitglieder und Förderer. Mit dem Patientenschutztelefon bietet sie Hilfesuchenden und Betroffenen praktische Unterstützung bei Fragen rund um das Pflegerecht, Pflegeeinstufungen und Pflegemissstände. Ebenso hilft sie bei der Durchsetzung des Anspruchs auf Palliative Care und Sterbebegleitung, bietet Beratungen und Umsetzung von Patientenverfügungen sowie Hilfe beim Krankenkassenwechsel an.