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12.01.2018

Patientenschützer: Patientenverfügungen immer wichtiger

Dortmund. „Kranke, Pflegebedürftige und Angehörige haben einen immer größeren Bedarf an Rat und Hilfe. Dies zeigt das Jahr 2017. Insgesamt hat die Deutsche Stiftung Patientenschutz in ihren Büros in Dortmund, Berlin und München über 33.000 Mal Unterstützung geboten. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl damit noch einmal um über 13 Prozent erhöht.

Patientenverfügungen: Individuelle Dokumente sind wichtig

Besonders die Nachfrage zu Patientenverfügungen und Vollmachten steigt weiter. So führten die Patientenschützer hierzu im vergangenen Jahr 11.700 Beratungen durch und übertrafen den Höchstwert von 9.100 im Vorjahr deutlich. „Wir merken, das Thema Vorsorgedokumente brennt den Menschen unter den Nägeln“, berichtet Vorstand Eugen Brysch. „Viele sind aber verunsichert, was in einer guten Patientenverfügung stehen muss. Sie suchen daher professionelle Unterstützung.“ Das sei laut Brysch auch gut so. Denn nur umfassend und eindeutig formulierte Dokumente seien praxistauglich und könnten auch durchgesetzt werden.

Deshalb raten die Patientenschützer davon ab, Vorsorgedokumente ausschließlich aus dem Internet zu verwenden. „Die Dokumente müssen erklärt und später von allen verstanden werden. Hierzu ist eine individuelle Beratung nötig“, rät Brysch. Wer Beratung suche, sollte sich im Vorfeld bei den Anbietern genau erkundigen, wie teuer es wird, wieviel Zeit zur Verfügung steht und ob der Anbieter Vordrucke benutzt, in denen nur noch der Name eingesetzt wird. „Eine gute Beratung braucht 90 Minuten und lässt später noch Raum für Nachfragen und Bedenkzeit", erklärt Brysch. Zudem gelte es zu klären, ob der Berater praktische Erfahrung bei der Umsetzung von Verfügungen hat und ob er im Notfall Partner für die Angehörigen ist.

Pflegereform stand im Mittelpunkt

Auch die Hilfe in akuten Krisen hat im Jahr 2017 noch einmal um 12 Prozent zugenommen. So ist die Zahl dieser Patientenschutzberatungen um 400 auf insgesamt 3.600 Fälle gestiegen. Dabei standen Probleme mit den seit 1.1.2017 geltenden Pflegegraden im Mittelpunkt. Auch zu Fragen des Bestandschutzes alter Einstufungsentscheidungen und höherer Pflegeheimkosten wurde Rat gesucht. Ebenso waren Auseinandersetzungen mit Krankenkassen, Ärzten oder Pflegeheimen Thema. „Soziale Ungerechtigkeiten und die Bürokratie machen es Schwerstkranken und Pflegebedürftigen besonders schwer, sich selbst zu helfen“, so Brysch.  

Website auch für Ältere immer wichtiger

Die Zugriffsrate auf die Website bestätigt den gestiegenen Bedarf an Patientenschutzinformationen. Laut Stiftung wurde hier ein erneuter Anstieg um fast neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. „Gerade bei älteren Menschen gewinnt die Website immer größere Bedeutung, weil sie schnelle und gute Antworten liefert“, so Brysch. Auf der Website der Deutschen Stiftung Patientenschutz finden die Besucher neben tagesaktuellen Informationen aus Politik und Gesundheitswesen auch zahlreiche Services und Hilfestellungen – zum Beispiel zu allen Fragen rund um die Pflege.

Hilfe am Patientenschutztelefon gibt es in Dortmund (0231-73 80 73-0), in Berlin (030-2 84 44 84-0) und in München (089-20 20 81-0). Das Patientenschutztelefon ist für Ratsuchende kostenfrei.

Hintergrund
Die gemeinnützige Deutsche Stiftung Patientenschutz ist die Sprecherin der schwerstkranken, schwerstpflegebedürftigen und sterbenden Menschen. Zur Wahrung der Unabhängigkeit verzichtet sie auf Gelder der Leistungserbringer, Krankenkassen und der öffentlichen Hand. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen ihrer 55.000 Mitglieder und Förderer. Mit dem Patientenschutztelefon bietet sie Hilfesuchenden und Betroffenen praktische Unterstützung bei Fragen rund um das Pflegerecht, Pflegeeinstufungen und Pflegemissstände. Ebenso hilft sie bei der Durchsetzung des Anspruchs auf Palliative Care und Sterbebegleitung, bietet Beratungen und Umsetzung von Patientenverfügungen sowie Hilfe beim Krankenkassenwechsel an. Sie hieß früher Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung.